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Wie eine sinnvolle Altersvorsorge aussieht, wenn die Säulen wackeln

Erol Jasharoski
Geschrieben von:
Erol Jasharoski

Und weshalb überholte Modelle dringend reformiert werden sollten

Seit gefühlten Ewigkeiten wurde den Menschen hierzulande gebetsmühlenartig eingeredet, die Rente sei sicher. Ohne es tatsächlich als Abkehr von der gesetzlichen Rentenversicherung auszusprechen, wurden dann die Mehrsäulenmodelle in den Fokus gerückt. Mit hellhörigen Ohren und kritisch geöffneten Augen hätte man bereits 1992 erkennen können, dass das System kollabiert. Nun gut, dass das Einzige, was Bestand hat, die Tatsache ist, dass nichts Bestand hat, wird philosophisch mit der nicht vorhandenen Unvergänglichkeit umschrieben. Doch wir wollen nicht ziellos philosophieren. Politik und Gesellschaft sind gleichermaßen gefragt, die neuen Realitäten anzunehmen und darauf basierend die stimmigen Konzepte zu entwerfen. 

Wie schnell sich ein Paradigma von selbst erledigen kann

Nicht lange her, da war das Modell der drei Säulen zur Altersvorsorge in aller Munde. Vorweggesagt war damit schon mal klar, dass die gesetzliche Rente für ein auskömmliches Leben im goldenen Lebensabschnitt nicht mehr ausreichen würde. Selbstverständlich wurden prominente Bezeichnungen in den Raum geworfen, die auch durchaus nachvollziehbar waren und es noch immer sind. Die oberbegrifflichen Schlagworte für die Altersvorsorge setzen sich aus der sogenannten Regelsicherungsfunktion, der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Vorsorge als Ergänzungsfunktionen zusammen. Begriffe, die bereits auf den ersten Blick äußerst seriös erscheinen und es – im richtigen wirtschaftlichen und zeitlichen Kontext – auch sind. Nur muss bekanntlich jedes Konzept die Realitäten und Veränderungen der Zeit widerspiegeln.

Säule Nr. 1 – Regelsicherungsfunktion

Unter der Regelsicherungsfunktion als eine der Säulen der Altersvorsorge werden die öffentlich-rechtlichen Pflichtsysteme zusammengefasst, so etwa die gesetzliche Rentenversicherung, die Alterssicherung der Landwirte, berufsständische Versorgungssysteme sowie die Beamtenversorgung. Wohl denjenigen, die den Beamtenstatus innehaben oder in anderen Konstellationen dem öffentlichen Dienst zugerechnet werden. Denn längst ist klar, dass sich die herkömmlichen öffentlichen Rentensysteme aus ihrer Funktionalität verabschiedet haben. Immerhin sind wir mit unserem hiesigen Rentenniveau das europäische Schlusslicht. Klar ist seit geraumer Zeit, dass das gesetzliche Rentensystem aufgrund der sich ändernden Altersstruktur und sich umkehrenden Alterspyramide nicht mehr haltbar ist.

Säule Nr. 2 – Ergänzungsfunktion die Erste

Durchaus sinnvoll, ist die sogenannte Ergänzungsfunktion; selbst wenn dieser Begriff den Grundsatz der gesetzlichen Rente bereits ad absurdum führt. Gemeint ist damit die betriebliche Altersversorgung, etwa die Pensionskassen, Pensionsfonds, arbeitgeberfinanzierte Direktversicherungen, Unterstützungskassen oder Direktzusagen. Tatsächlich kommen über diese zweite Säule der Altersvorsorge nicht unerhebliche Beträge zusammen, mit denen die reguläre Rente vorbildlich aufgestockt werden kann. Wenn da nicht das Problem der Gegenfinanzierung bestünde. Die meisten dieser Ergänzungsmodelle sind entweder fondgebunden oder über langfristige Kapital- bzw. Lebensversicherungen finanziert. Kommen die gegenfinanzierenden Unternehmen aus der Finanz- und Assekuranzbranche in Schwierigkeiten, wirkt sich das ebenso negativ auf die zuvor noch gesicherte betriebliche Altersvorsorge aus. Und da sind wir miittendrin.

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Wenn gewinnorientierte Refinanzierung nicht mehr gegeben ist, wird’s eng

Und dass dem so ist, spüren wir aktuell auf unterschiedlichsten Ebenen. Dass beispielsweise die Versicherer aus sicherlich gut nachvollziehbaren Gründen in den letzten Jahren Lebensversicherungen nicht mehr aktiv akquirieren, bestehende Verträge sogar aufkündigen, ist ein unübersehbares Signal. Die langfristig versprochenen Renditen können nicht mehr bezahlt, erst recht nicht garantiert werden. Die Problematik ist auch hier die Refinanzierung und kaum noch mögliche Gewinn- und somit Überschusserwirtschaftung. Ob und wann die Europäische Zentralbank die Leitzinsen wieder anheben wird, steht in den Brüsseler Sternen. Bis dahin werden auf Einlagen inzwischen Negativzinsen gezahlt. Tatsächlich wirkt sich dieser Umstand sogar zuweilen in der Form aus, dass Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geraten, da sie ihren Mitarbeitenden Summen aus der betrieblichen Altersversorgung garantiert hatten, diese aber nun zum Teil aus dem eigenen Betriebsvermögen tragen müssen. Vermutlich ist diese zweite Säule noch die sicherste. Fraglich aber bleibt, wie lange die sich noch gegen die Unruhen an den restriktiven Finanzmärkten behaupten kann.

Säule Nr. 3 – Ergänzungsfunktion die Zweite

Und spätesten bei der politisch empfohlenen privaten Vorsorge beißen sich die nach finanzieller Sicherheit im Alter suchenden Menschen endgültig auf die Lippe oder ins Knie. Zu dieser Säule gehören beispielsweise die Riester- und Rürup-Verträge, die ja immer auch von öffentlicher Hand bezuschusst wurden und werden. Diese Konstrukte stehen unter massiver öffentlicher Kritik. Die Rede ist davon, dass die Auszahlungsbeträge nicht den einst angepriesenen Größenordnungen entsprechen, dass die Gebühren einen überproportional großen Teil der einbezahlten Gelder verschlingen, auch dass das Kapital an anderer Stelle sinnvoller, sicherer und zugleich mit höherer Rendite hätte angelegt werden können. Viele bezeichnen diese Verträge als tot. Nur wissen sie nicht, wie sie sich verlustfrei dieser Konstrukte entledigen. Etliche dieser Sparer lassen die Verträge mit bislang einbezahlter Summe einfach ruhen.

Ebenso zählen zur privaten Vorsorge die Basisrenten-Verträge sowie die private Rentenversicherung. Wie es um diese Konzepte derzeit bestellt ist, haben wir weiter oben bereits beleuchtet. Wenn die Assekuranzen sich möglichst von Kapital- und Lebensversicherungen verabschieden wollen und ihre Bestände ausdünnen, ist die Richtung mehr als eindeutig.

Mit dem Vorhandenem nach neuen Konzepten suchen

Nun könnte man zu dem frustrierenden Fazit kommen, inzwischen sei so ziemlich alles gegen die vielzitierte Wand gefahren. Und wer dabei gerne nach Schuldigen suchen möchte, kann das gerne tun; die einzig Schuldigen wird es nicht geben. Selbstverständlich greift die EZB regulierend ein, selbstverständlich schreiben die Geldmärkte ihre eigenen Gesetze. Und natürlich sind weder Katastrophen noch die Globalisierung im Vorfeld kalkulierbar. Und deswegen können wir nur sagen,  dass all diese Ansätze sinnvoll, seriös und gut sind. Nur in ihrer ausschließlichen Ausrichtung angesichts der Aktualität eben auch zum Teil überholt.

Die Zukunft will generationsübergreifend gestaltet werden

Längst zu beobachten ist, dass Investoren und Anleger in umweltverträgliche und klimafreundliche Visionen investieren. Ebenso klar ist, dass ein umlagebasiertes Rentensystem keine Zukunft mehr haben kann. Was aber, wenn erstens auch die unterschiedlichen Säulen der Altersvorsorge in sozial verantwortliche und klimafreundliche Projekte investieren – also einen deutlichen Schritt weg von der Umlagen-Finanzierung machen – und dieses gemeinsam erwirtschaftete Gut wieder in Form von Renten auszahlen? Und wenn zweitens der verstaubte Immobilienzyklus mit zeitgemäßen Modellen wie der Immobilienverrentung mit Nießbrauch neu definiert wird? Es könnte für alle Beteiligten generationsübergreifend ein lebenswerter, sozialverträglicher, umweltfreundlicher und finanzieller Gewinn sein.

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